IRAN Exkursion 2018 | Reisetagebuch

Tag 1 | Teheran 

Endlich im Iran! Nach einem anstrengenden Flug mit Zwischenstopp in Istanbul sind wir früh am morgen in Teheran gelandet. Trotz großer Müdigkeit  und verschlafenen Gesichtern wollten wir keine Zeit verlieren und sind vom Flughafen direkt in die Millionenstadt gefahren um einen ersten Eindruck der Islamischen Republik Iran zu erhalten. Bei aufgehender Sonne besuchten wir das Wahrzeichen der Stadt Teheran, den Freiheitsturm, eine imposante Konstruktion aus Beton, die mit weißem Marmor verkleidet ist.  

Der Freiheitsturm in Teheran

Am Nachmittag  besichtigten wir den Niavaran-Palastkomplex, ein parkähnliches Gelände auf dem mehrere Bauwerke verteilt stehen. Der wohl schönste und architektonisch wertvollste Gebäudekomplex ist der Niavaran-Palast, die Sommerresidenz des letzten Schas Mohammad Rheza Phalavi. Dieser besticht durch seine filigran gestalteten Stützen im Außenbereich und das bewegliche Dach, welches sich im Sommer komplett öffnen lässt und so ein luft- und lichtdurchströmtes Atrium mitten im Gebäude entstehen kann.

Tag 2 | Teheran 

Die Hektik und Dynamik der Großstadt Teherans sind prägend für den zweiten Tag im Iran. Wir besichtigten den großen Basar von Teheran, eine faszinierende architektonische Komposition aus kleinen Gassen, Plätzen und Straßen, die teilweise überdacht sind. Die Vielfalt der Gerüche und optischen Reize erschlägt uns fast, als wir  das erste Mal durch den Basar liefen.

Innenhof auf dem Basar in Teheran

Dennoch blieb uns ein Bauwerk, welches am Rande des Basares zu finden ist besonders im Kopf. Das Schah-Theater bildet mit der umliegenden  Bebauung einen kleinen Platz aus, welcher zum pausieren und ausruhen einlädt. Wir tranken einen Tee und betrachteten die filigranen Betonstützen, die sich wie ein Kranz um das ovale Gebäude drehen und ein Licht- und Schattenspiel auf der ornamentierten Fassade des Theaters entstehen lassen.

Schah Theater in Teheran

Tag 3 | Teheran 

Nachdem unser Busfahrer Ali, der uns auf der gesamten Reise begleiten wird, abgeholt hat, besuchten wir den Universitätscampus von Teheran. Dieser ist geprägt von  der Architektursprache der Moderne, die im Iran sehr stark von französischen und deutschen Architekten beeinflusst wurde.  Strukturen aus rohem Beton, Symmetrie und klare geometrische Formen dominieren die Architektur der Gebäudekomplexe und den gesamten Universitätscampus.

Eingang der Universität Teheran

Später am Tag, nach einer kurzen Mittagspause mit Kebab und Reis, hielt Professor Paul Böhm einen Gastvortrag an der Fakultät für Architektur über seine Architekturverständnis und seine gebauten Werke. Wir beendeten den Tag mit einer kurzen Besichtigung der Arbeitsräume der Architekturfakultät und einer Tasse Tee.

Gastvortrag von Prof. Paul Böhm
Gruppenfoto der Studierenden und Lehrenden der Architekturfakultäten Köln und Teheran

Tag 4 | Zavareh 

Die Sonne versteckte sich noch hinter Wolken als wir unsere Rundreise fortsetzten und die Freitagsmoschee von Zavareh besichtigten, eine kleine Oase umgeben von Wüstenlandschaften. Die Besonderheit der Moschee zeichnet sich dadurch aus, dass es sich bei diesem Gotteshaus um den ersten Typus der Vier-Ayvan-Moschee handelt, eine Typologie, die sich wie ein roter Faden durch die Architektur der späteren Moscheen ziehen wird.  Nicht nur die Freitagsmoschee von Zavareh sondern auch die gesamte Altstadt ist durch Lehmbauten geprägt, die der Stadt einen ruhigen und sanften braunen Farbton verleihen. Ein starker Kontrast zur Hektik und Dynamik in Teheran. 

Tag 5 | Yazd 

23 Grad Celsius und Sonnenschein machten den Tag in der Altstadt von Yazd zu einem der schönsten der gesamten Reise. Die kleinteilige Lehmbebauung der Altstadt mit ihren engen Gassen und Windtürmen, die als natürliche Klimaanlage der Wohnhäuser dienen, sind prägend für die Stadtstruktur. Bei einem frisch gepressten Granatapfelsaft auf der Dachterrasse eines kleinen Cafés konnten wir diese wunderbare und architektonisch beeindruckende Dachlandschaft beobachten und genauestens studieren. Erst aus dieser erhöhten Position wurde uns die Struktur der alten persischen Stadt verdeutlicht.

Am späten Nachmittag fuhren wir ein paar Kilometer aus der Stadt und besichtigten die „Tower of Silence“ alte Bestattungstürme der Zarathustrier, die hier bis zur Iranischen Revolution die Luftbestattung praktizierten. Nach einem kurzen aber anstrengenden Anstieg wurden wir mit einem phantastischen Blick über die gebirgige Wüstenlandschaft und über die Stadt Yazd belohnt. 

Tower of Silence bei Yazd 

Tag 6 | Zein O Din

Auf dem Weg zur nächsten Oase Kerman mussten wir erneut eine größere Strecke durch die Wüste zurücklegen. Auf den Spuren der Seidenstraße machten wir an einer alten Karawanserei Halt, die heute als Hotel genutzt wird.  Die Besonderheit bei diesem Bauwerk zeichnet sich durch seine einzigartige runde Grundform aus. Die Karawanserei steht wie eine Festung in der Wüste und diente in früheren Zeiten den Karawanen, die Handelsgüter auf der Seidenstraße transportierten als Schutz- und Ruheort in Mitten einer lebensfeindlichen Landschaft.

Innenhof der Karawanserei

Tag 7 | Bam

Die historische Stadt Bam ist durch ihre verputzen Lehmziegel geprägt. Die Bauten der alten Stadt stammen alle zum größten Teil aus dem 16.-18. Jahrhundert  und sind der Dynastie der Safawiden zu zuordnen. Der gesamte historische Stadtkomplex ist Terrassenförmig aufgebaut und diente als Militäranlage.  Auch hier dominieren braune und gedeckte Farben das Stadtbild.  Die Zitadelle der Stadt, Unesco-Weltkulturerbe, befindet sich auf einem erhöhten Plateau, das wir nach einem kurzen Anstieg durch die Sonne erreichten.  Zwei Gesichter der Stadt wurden uns deutlich. Das Moderne und das Historische werden durch die Stadt in einen Zusammenhang gebracht und kontrastieren sich gegenseitig. 

Die Zitadelle von Bam

Tag 8/9 | Schiras

Die mit Abstand schönste Stadt auf unserer Rundreise durch die Islamische Republik Iran war Schiras. Bei strahlendem Sonnenschein konnten wir die beindruckenden und harmonischen Gartenanlagen der Stadt besuchen, die zu den schönsten der Welt gezählt werden können. Auch die Zitadelle von Schiras, die wie eine Festungsanlage in Mitten der Stadt zu finden ist, wurde von uns besichtigt.

Innenräume der Zitadelle von Schiras

Nach einer kleinen Mittagspause auf einem Platz vor dem Basar suchten wir die Vakil Moschee auf, die uns vor allem durch ihre atemberaubende Säulenhalle in Erinnerung blieb.  Ein Spiel von Licht und Schatten zeichnet sich in dieser gigantischen Halle ab. Man scheint eine andere Welt zu betreten.

Säulenhalle der Vakil Moschee in Schiras

Ein weiteres Bauwerk, welches einen ähnlichen Eindruck hinterlassen hat, war die Kahnschule von Schiras, eine alte Schule, die als Vorläufer des Vier-Ayvan-Typus der Moscheen gesehen werden kann.  Wunderschöne Laubengänge und Loggien, die den Schülern als Aufenthalt und Wohnort dienen, sind prägend für dieses Bauwerk. 

Tag 10 | Firuzabad 

Nach einer weiteren Fahrt durch die sengende Sonne der Wüste erreichten wir den Anstieg zu unserem nächsten Ziel, das Schloss des Mädchens. Auf einem Hügel zwischen Schluchten gelegen krönt dieser antike Palast die Landschaft. Dieser besticht in erster Linie durch seinen klaren Grundriss und die für diese Zeit architektonische Meisterleistung des Kuppelbaus, der den Hauptraum des Bauwerks überdeckt.

Gegen Mittag erreichten wir Firuzabad, eine antike kreisrunde Stadt mit circa zwei Kilometer Durchmesser, von der heute nur noch ein Teil des damals 70 m hohen Minaretts zu sehen ist. Dieser steht wie ein Leuchtturm in der Hochebene und macht die ehemalige Stadtanlage von weit her sichtbar. 

Minarett von Firuzabad

Tag 11 | Persepolis 

Gegen Ende unserer Rundreise bogen wir auf die Straße nach Persepolis ab. Die wichtigste antike Großstadt des Perserreiches, die sich in einem fast tadellosen Zustand befindet. Die Ruinen lassen nur erahnen wie beeindruckend und großartig die Räume der Stadt gewesen sein mussten. Wo man auch hinblickte riesige Säulen und Skulpturen, die die Stadt rhythmisieren. 

Persepolis

Nach dem Besuch in Persepolis besichtigten wir zum Ende des Tages die Felsengräber der Perserkönige, riesige Reliefs, die direkt in den Felsen geschlagen wurden. Auch der Würfel von Zarathustra, der sich direkt neben den Felsengräbern befindet, muss erwähnt werden, da dieser durch seine architektonische Gestalt für ein modernes Bauwerk gehalten werden kann. 

Felsengräber

Tag 12/13 | Isfahan 

Die letzte Großstadt auf unserem Weg durch den Iran war Isfahan. Wer Isfahan besucht, kommt zwangsläufig auf der größten Platzanlage des Iran vorbei. Der Maidan kann als Dreh- und Angelpunkt der Stadt verstanden werden, da hier fast alle wichtigen Institutionen der Stadtanlage zusammentreffen.

Der Maidan in Isfahan

Auf der einen Seite der Basar, der das neue Stadtviertel mit dem alten verbindet, der Königspalast und die Königsmoschee, die mit ihrer doppelten Kuppel, zu einer der schönsten Moscheen zählt, die wir besucht haben. Dennoch stellt die Scheich-Lotfollah-Moschee, die sich ebenfalls am Maidan befindet alle anderen Gotteshäuser in den Schatten. Ihre Kuppel ist einzigartig und muss als architektonisches Meisterwerk verstanden werden.  Nach einem Tee und Kuchen besuchten wir den großen Basar von Isfahan, bevor wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen trafen und zum Abschluss des Tages die 40 Bogen Brücke bei Nacht besuchten. 

Tag 14 | Kashan 

Auf unserem Rückweg nach Teheran erreichten wir die Stadt Kashan, eine kleinere Stadt in der Wüste. Hier besichtigten wir die Gärten und Bäder im Stadtkomplex. Eine wunderschöne Anlage, die sich durch die schönste Brunnenanlage auszeichnet, die wir im Iran gesehen haben. Kleine Bachläufe verbinden größere Becken miteinander und machen das Wasser und Rauschen omnipräsent. Das Wasser stammt aus einer unterirdischen Quelle, die im Sommer kaltes und im Winter warmes Wasser ausströmt. Ein einmaliges Erlebnis. 

Tag 15 | Teheran 

Wieder am Ausgangspunkt. Am letzten Tag unserer Exkursion besuchten wir zum Ausgleich der vielen Moscheen und Paläste, die wir gesehen hatten, zwei moderne Bauwerke. Als erstes das Teppichmuseum und danach das Museum für Zeitgenössische Kunst, diese Gebäude zeichnen sich durch ihre funktionale Formensprache und Ästhetik aus.

Gegen Nachmittag nach einer kurzen Stärkung durch Kebab und Tee, gingen wir ein letztes Mal auf den großen Basar von Teheran, um Datteln, Feigen, Nüsse und andere Kleinigkeiten zu kaufen, die wir als Andenken an eine wundervolle und beeindruckende Reise mitnehmen wollten. Zum Abschluss wurden wir von unserem geliebten Busfahrer Ali mit persischer Musik zum Flughafen nach Teheran gefahren. Niemand wollte nach Hause ins kalte Deutschland zurück! 

Busfahrer Ali

Text: Philipp Lülsdorf
Fotos: Felix Roeder, Elena Groger, wiss. Mit. Frédéric Vincent Adam Schnee